Im Ausweichlokal „Mensa der Hochschule Coburg" feierte Bischof Martin Rheinberger am Sonntag, 26.01.2020 einen Gottesdienst, zu dem auch die Mitglieder der Kirchengemeinden Kronach, Lichtenfels und Neustadt bei Coburg eingeladen waren.
Als Grundlage des Gottesdienstes verwendete Bischof Martin Rheinberger das Bibelwort aus dem Evangelium des Johannes, Kapitel 1, Vers 12:„Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: Denen, die an seinen Namen glauben"
Zu Beginn seiner Ausführungen berichtete der Bischof von dem Gespräch mit dem Vorsteher der Kirchengemeinde Coburg, Hirten Thomas Kröger, in dem er sich nach dem Stand der Bauarbeiten des neuen Kirchengebäudes in der Bahnhofstraße erkundigte. Hirte Kröger antwortete, dass es zügig voran geht und die Gemeinde sich auf den Einzug freut. Dann würde sie jeden Tag Gottesdienst feiern. Diese Aussage nahm Bischof Rheinberger zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass eigentlich jeder Tag ein Gottesdienst sein sollte. Gott dient uns ohne Unterlass. Auf das vorgetragene Chorlied „Nimm du mich ganz hin" bezogen bedeutet das, er hat uns ganz angenommen. Nehmen wir auch ihn immer an?
Anschließend ging er auf das Jahresmotto von unserem Stammapostel Schneider ein: „Christus macht frei" und er forderte die Gläubigen auf, dieses Motto zum eigenen Gottesdienst zu machen. Als Beispiel verwies er auf den Zöllner, der auf dem Baum sitzend Jesus erleben wollte. Jesus hat nicht darauf gewartet, dass ihn der Zöllner ansprach und zu sich nach Hause einlud. Der Sohn Gottes ist auf den Zöllner zugegangen und hat ihm gesagt: „Ich muss in deinem Hause einkehren". Durch diese Begegnung wurde der Zöllner frei.
Der Bischof gab den Rat: Seelsorge ist immer mit Ansprache verbunden, mit dem Besuch und dem Gespräch mit Glaubensgeschwistern. Die Amtsträger sollten nicht darauf warten, dass sie von den Kirchenmitgliedern bei Problemen angesprochen werden. Aktives Handeln ist gefragt.
Wie Jesus Christus den Glauben der Menschen bewertet, wird an dem Zusammentreffen mit der Frau deutlich, die sich für ihr krankes Kind eingesetzt hat. Er ignorierte sie, als sie ihn ansprach. Aber sie ließ sich nicht abhalten, weiter für ihre Tochter zu bitten. Selbst als Jesus zu ihr die Worte sprach: „Es ist nicht gut, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden zu geben", entgegnete sie: „Aber die Hündlein leben auch von den Brosamen, die von dem Tisch fallen". Das hat Jesus beeindruckt und er sagte: „Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen".
Auch uns hilft der Glaube an Jesus Christus. Wir glauben, dass er durch den Heiligen Geist gezeugt von einer Jungfrau geboren wurde, dass er sein Leben nach Gottes Willen eingerichtet hat, dass er sein Opfer für uns gebracht hat und am Kreuz gestorben ist, dass er auferstanden und zu seinem Vater zurückgekehrt ist und dass er wiederkommt, um uns zu sich zu nehmen. Die Konsequenz des Glaubens ist nicht nur, dass wir das Wasser des Lebens im Worte Gottes hinnehmen, sondern, dass wir selbst zu einer Quelle werden, aus der andere schöpfen können.
Zur weiteren Wortverkündigung wurde der Gemeindeevangelist Andreas Hetenyi aus Coburg aufgerufen, der seine Freude über das erfrischende Wort im Gottesdienst zum Ausdruck brachte. Er richtete an die Anwesenden den Appell, über sich einmal nachzudenken. Können wir den Herrn in allen Dingen aufnehmen, auch wenn sie uns nicht gefallen? Das ist die hohe Schule unseres Glaubens.
Auch der Bezirksevangelist Birger Linß wurde zu einem Wortbeitrag gebeten. Er sprach über seine Empfindungen, dass der Herr heute bei einem jeden Gottesdienstteilnehmer eingekehrt ist und wir ihn aufgenommen haben. Warum kann es passieren, dass man den Herrn nicht aufnimmt? Ein Grund könnte sein, dass unsere Erwartungen nicht erfüllt werden. Vielleicht erwarten wir, dass der Herr unser Leben ordnet und für uns alles schön wird. Dabei erinnerte er an eine Frau, die Gott bat, dass er bei ihr einmal einkehren solle. Im Traum gab ihr Gott die Zusage hierzu. Sie putzte ihre Wohnung und wartete. Als es klingelte, ging sie freudig zur Tür und war enttäuscht, als sie nur einen Bettler sah, der sie bat, eintreten zu dürfen. Sie wies in mit dem Hinweis ab, sie habe jetzt für ihn keine Zeit. Das wiederholte sich 3 mal. Aber der, auf den sie wartete, kam nicht. Sie war sehr traurig und sprach im Stillen zu Gott: „Jetzt bist du doch nicht gekommen". Im Traum gab ihr Gott die Antwort: „Ich war 3 mal bei dir, aber du hast mich nicht aufgenommen". Sie hatte falsche Erwartungen mit der Begegnung verknüpft.
Bischof Rheinberger feierte nach der Freisprache von den Sünden mit der versammelten Gemeinde Heiliges Abendmahl und beendete den Gottesdienst mit Gebet und Schlußsegen.
Text: Helmut Freudenberg
Fotos: Peter Zumpf