Bischof Arne Herrmann feierte mit den Mitgliedern der Kirchengemeinden Coburg und Neustadt/Coburg den Gottesdienst am Sonntag, 04.09.2022. Durch Bild- und Tonübertragung waren die Glaubensgeschwister in Kronach, Kulmbach und Lichtenfels verbunden.
Das vorgelesene Bibelwort aus Lukas 21, Verse 3 und 4 hat Bischof Arne Herrmann von unserem Apostel Manfred Schönenborn empfangen:
"Und er sprach: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als sie alle eingelegt. Denn diese alle haben etwas von ihrem Überfluss zu den Opfern eingelegt; sie aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie zum Leben hatte."
Zu Beginn seiner Predigt ist Bischof Herrmann auf das vorgetragene Chorlied "Näher noch näher, fest an dein Herz" eingegangen. Er verband damit den Wunsch, dass wir durch das Näherkommen dem Sohn Gottes immer ähnlicher werden. Wir spüren, dass er sich immer wieder aus Liebe zu uns wendet und können dabei von Jesus lernen und seine Nähe fühlen.
Die arme Witwe aus dem vorgelesenen Bibelwort war dem Heiland durch ihr Verhalten auch ganz nahe. Man könnte meinen, es war ja nur ein Scherflein. Aber Jesus bewertet die Dinge anders. Sie hat mit diesem Scherflein ihr ganzes Herz mit eingelegt, denn es war das letzte, was sie besaß und das gab sie im Vertrauen auf die Hilfe Gottes.
Zur damaligen Zeit galt Armut als Strafe Gottes und Reichtum als Belohnung für gute Werke. Wenn wir in der Kirchengemeinde Mitglieder haben, die leiden müssen, sehen wir darin eine Bestrafung durch Gott oder sind das vielleicht schlechte Menschen? Nein! Gott lässt manche Dinge zu, aber er will uns nicht strafen sondern zubereiten auf den Tag seines Sohnes.
Jesus ist nicht gekommen, um die damaligen Verhältnisse zu ändern oder alle Menschen reich zu machen. Sein Auftrag war es, die Menschen aus der Knechtschaft der Sünde zu befreien. Das hat die arme Witwe erkannt. Deshalb sollen wir aus dem Geschehen lernen und bei allem, was wir für den Herrn tun, unseren ganzen Glauben hineinlegen. Im Lateinischen wird Glaube übersetzt: Das Herz zu schenken. Nicht nur das halbe sondern das ganze Herz wollen wir ihm geben.
Die Witwe hat auch erkannt, dass sie mit ihrem Opfer einen Beitrag zum Tempeldienst leistet. Wir wollen uns auch immer fragen: Was sind wir bereit, in das Werk Gottes einzubringen? Was ist mir die Kirche wert? Fühlen wir uns für die Kirche verantwortlich, denn wir sind Kirche! Geben auch wir unsere Opfergaben in dem Vertrauen: Er sorgt für mich, ich habe keinen Mangel.
Zur weiteren Wortverkündigung wurde Bezirksevangelist Birger Linß gebeten. Er berichtete u.a. von einem Erlebnis einer aus ihrer Heimat geflüchteten Familie, die nur noch wenig Geld besaß, das nicht einmal zur Essensbeschaffung reichte. Sie berieten, was jetzt zu tun sei. Es kam der Vorschlag, mit dem letzten Geld Lotto zu spielen, vielleicht hätten sie ja Glück. Da kam der Diakon zu Besuch, dem sie dieses Ansinnen vortrugen. Er entgegnete: "Ich haben einen besseren Vorschlag: Legt das Geld in den Opferkasten, der Herr weiß zu segnen". Sie haben dies im Glauben erfasst und nach den Worten des Diakons gehandelt. Und siehe da, plötzlich kamen Nachbarn und brachten ihnen Speisen, so dass sie genug zu essen hatten. Der Herr hat ihren Opferglauben gesegnet.
Nach der Sündenvergebung und der Feier des Heiligen Abendmahls beendete Bischof Herrmann den Gottesdienst mit Gebet und Segensspendung. Chor und Orchester umrahmten mit wohlklingenden Beiträgen den Gottesdienst. Dabei wurden sie von Mitwirkenden aus der Kirchengemeinde Neustadt/Coburg unterstützt.
Text und Fotos: Helmut Freudenberg, Coburg